5 Tipps für Autor*innen

Via WordPress-Follows wurde ich auf Anja Bagus‘ Aktion 5Tipps für Autor*innen aufmerksam, und was soll ich sagen, nach meiner Albenbrut, die da ein 670-Seiter Queer Fantasy in 2 Teilen ist …

albenbrut coveralbenbrut-gebrannte kinder-cover… einiger Crack-pairing-Fanfiction und zweieinhalb Romanen in der Schublade, nun fünf Dinge, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich das erste Mal bei einem Geschichtenwettbewerb abgelost habe.

Ich habe versucht, Dinge aufzugreifen, die meine Vorrednerinnen nicht angeschnitten haben, beziehungsweise dort auf Vorträge verzichtet, wo es schon genug Text gab, den mensch lesen kann, wenn si*er den Links unten folgt.

Erstens: Kritik ist ein Geschenk.

Nach meinen ersten fünf Kurzgeschichten dachte ich, ich sei das Beste seit geschnitten Brot, und die Welt warte nur auf meine Texte. Gemessen an Äußerungen von anderen Anfänger*innen bin ich keine Ausnahme.

Anfangs war ich wahnsinnig beleidigt, wenn jemand mir sagte, „da passt aber was nicht.“ Obwohl diese Kritik selten auf meine Person gemünzt war, fühlte ich mich angegriffen.

Bis ich dank meiner Textwerkstatt begriff, dass jeder Kommentar eine Hilfe ist, selbst wenn ich ihn nachher ignoriere. Dass Kritik nicht heißt: Du bist doof. Sie heißt: Das kannst du aber (noch) besser.

Dementsprechend bedanke ich mich auf für Verrisse höflich. Aus meinen Verlags- bzw. Agenturablehnungen habe ich mehr gelernt, als ich selbst gedacht hätte, da immerhin drei von vier tatsächlich begründet haben, warum sie einen Text nicht haben wollten.

Mittlerweile wundere ich mich, wenn ich mit purem Lob überschüttet werde, denn dann hege ich den Verdacht, dass di*er Leser*in mich nur schonen will, um des lieben Friedens willen.

Freund*innen so zu erziehen, dass sie einer erklären, dass sie gelangweilt waren, ist im Übrigen unerhört schwierig.

Zweitens: Ein bisschen Planung tut auch der Pantserin gut

Es gibt Leute, die planen gern vor dem Schreiben jede Szene. Es gibt andere Leute, die fangen am Anfang zu schreiben an, und rutschen dann irgendwie durch bis zum Ende. Da das auf Englisch auf dem Hosenboden stattfindet, anstatt dass sich irgendwer was aus den Fingern saugt, heißt die zweite Variante „pantsing“. Oder vornehmer Discovery Writing.

Wenn ich ohne irgendeinen Plan anfange zu pantsen, geht das manchmal gut, aber häufiger völlig in die Hose. (Ja, Flachwitz, und?)

Wenn ich also zu einem Ende kommen will, kann ich nicht ohne Plan loslegen, sondern sollte mir vorher im Klaren sein:

– Wer ist die Hauptfigur?

– Wer sind die anderen wichtigen Figuren?

– Wer ist di*er Antagonist*in, und warum ist si’*er „böse“?

– Was ist mein Thema – in einem Wort – oder wenigstens der Themenkomplex?

– Wohin will ich?

– Was sind die wichtigsten Stationen, um vom Anfang ans Ende zu kommen, also: die Plotpoints und der Wendepunkt?

Holly Lisle hat hier für Englischkönner*innen einen schönen Vorschlag, wie sich ein undetaillierter Plan machen lässt.

Den Rest überlasse ich dann meinem Unbewussten. Meistens kommen Dinge raus, die ich nicht erwartet habe, aber das ist, für mich, der halbe Spaß am Schreiben.

Drittens: Die erste Fassung existiert, um überarbeitet zu werden

Ich kann endlos am Stil eines neuen Absatzes feilen, und muss mich daher häufig zur Ordnung rufen.

Weiß ich, ob die Szene nachher so stehen bleibt? Ob ich nicht doch die andere Figur für die Perspektive auswähle? Ob der Dialog mir bei der Überarbeitung nicht zu gestelzt vorkommt, und ob ich diese ganzen schön gedrechselten Sätze so gebrauchen kann?

Antwort: Nein, das weiß ich nicht. Ergo: Stehenlassen und weiter im Text, wegen …

Viertens: Abgabetermine sind hilfreich, selbst, wenn sie nur in deinem Kopf existieren.

Um meinen Hang zum Perfektionismus in den Griff zu bekommen, setze ich mir eine Frist, bis wann die Rohfassung fertig sein soll. Diese Fristen sind relativ großzügig gefasst, weil ich mich ja kenne, deswegen hat so ein Text aber dann auch relativ wenige Rechtschreib- und Kontinuitätsfehler und kann theoretisch als Alpha-Fassung für die Alpha-Leserin stehenbleiben.

Völliges Verpuzzeln ins Detail verbietet sich dadurch jedoch. Das sofortige Rumfricklen lohnt sich sowieso nicht, denn erstens ist es immer noch die Rohversion (siehe oben), und außerdem…

Fünftens: Je länger ein Text liegt, desto eher bemerkst du seine Schwächen, aber das auch nur, wenn du ein bisschen Ahnung von der Theorie hast.

Betaleser*innen finden nicht jeden Fehler. Oder kreiden deine Grammatik an, obwohl eigentlich das Logikloch im Dialog viel schlimmer ist. Nicht mal Lektor*innen, die dafür bezahlt werden, die Lesbarkeit eines Textes zu optimieren, finden alles.

Alle Lücken zu finden ist ohnehin illusorisch, aber ein bisschen Abstand, sowie ein, zwei Umformatierungen oder andere Schriftarten tun so einer Rohfassung üblicherweise sehr gut. Laut lesen ist dann die Kür.

Käse, Wein und Steaks brauchen ja auch ihre Zeit, oder, um mit meinem Opa zu sprechen: Nu mal ned hudle.

Probleme zeigen sich natürlich um so leichter, wenn eins eine Ahnung hat, welche überhaupt vorkommen können. Was ist ein Infodump? Perspektive? Das Drei-Akt-Schema? Und was zum Henker ist eine Normseite?

Sich das eine oder andere Seminar, Schreibratgeber und/oder Schreibblogs reinzuziehen, schadet gewiss nicht. Dabei sollte es mensch nicht übertreiben, denn erstmal braucht es einen Text, den sich zu überarbeiten lohnt. Wer vor lauter Stilistikkursen in Wolfenbüttel nichts am eigenen Roman schreibt, macht was falsch.

Grau ist alle Theorie, aber maßgeblich ist im Dokument.

… Insofern allen weiterhin frohes Tippen.

Die anderen Autor*innenblogs mit ihren Tipps sind hier:

Arwyn Yale (Thriller)

Markus Gersting (Science Fiction)

Lara Kalenborn (Urban Fantasy, Steampunk, Jugendbücher)

Georg Sandhoff (Fantasy)

Brida Anderson (Urban Fantasy/Elfpunk)

George P. Snyder (Drehbücher)

Alex Jahnke (Satire)

Andrea Schneeberger (Fantasy, Mystery)

André Ka (Fantasy)

Nina C. Hasse (Steampunk)

Sandra Florean (Vampire)

Die bloglosen Autor*innen sind, wie alle anderen, dann bei den 5Tipps auf Anja Bagus‘ Seite zu finden. Dort gibt’s Steampunk zu lesen.

6 Gedanken zu „5 Tipps für Autor*innen

  1. Ich unterschreibe alle 5 Punkte :-)
    Hab die Erfahrung gemacht, dass besonders Punkt 1 und 5 vielen Autoren schwer fallen, die ihr Werk sofort auf die Welt loslassen wollen und dann beleidigt sind, wenn die Betaleser was zu meckern haben.
    Wer nicht lernt, dass Kritik am Buch NICHT Kritik an der eigenen Person ist, sollte sich eine schusssichere Weste zu legen, um vor den verbalen Attacken geschützt zu sein, die unweigerlich kommen werden. Mir ist es lieber, meine Betaleser decken gnadenlos jede Schwäche auf, als wenn das später Leser tun, die für das Buch bezahlt haben und sich ärgern, weil so viele Fehler, Ungereimtheiten und Brüche drin sind, die ich aus Faulheit, Schlampigkeit und Arroganz nicht ausgebessert habe.

    • Am Ende ist es natürlich illusorisch, alles zu finden. Aber es sollte am Ende nicht nur habwegs lesbar, sondern auch so gut sein, dass die Leute nachher deswegen zu spät schlafen gehen ;)
      (Ich bin gar nicht ehrgeizig …)

  2. Pingback: 5 Tipps | Arwyn Yale

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