Ohne weiteren Kommentar. Auch ich habe zu oft in Gegenwart sogenannter Stammtischparolen geschwiegen.
Archiv für den Monat Oktober 2015
Von wegen unausweichlich, oder: Internalisierter Sexismus
Wie logisch ist es eigentlich, dass eine Figur mit weiblichen Pronomen von sich sagt, sie sei froh, kein Mädchen zu sein? (Band 1, Seite 271 in der Printausgabe.)
Wieso nehmen sogar viele Frauen immer noch an, feminin/weiblich sei nicht so gut wie männlich? Schlechter bewertet mag etwas sein, aber macht das etwas an sich schlechter?
Wieso ist „kreischt wie ein Mädchen“ eine Beleidigung? Wieso verwenden Frauen*, die fiktionale Texte schreiben, derlei Vergleiche? Und wieso lassen wir uns das durchgehen?
Wie logisch ist es eigentlich, dass in einer Welt, in der Leute zaubern können, immer Männer an der Macht sind?
Wieso sollte eine Frau, die zaubern kann, sich von einem Mann, der es nicht kann, irgendetwas sagen lassen? Würde es in einer solchen Welt sexualisierte Gewalt geben, und wenn ja, wie sähe sie aus? Wer würde wem warum auf der Straße anzügliche Sprüche hinterherrufen?
Wieso sollte es in einer Welt, die eine Heilerzunft/-gilde/-weißichwas hat, nicht möglich sein, die Verwandtschaft von Personen festzustellen? Braucht es in einer solchen Welt Frauen, die unberührt in die Ehe gehen? Müsste überhaupt irgendwer in die Ehe gehen? Wie würde sich Prostitution in einer solchen Welt darstellen, und wäre „Hure“ eine Beleidigung?
Wie funktioniert Schwulenhass, wenn er nicht auf Frauenverachtung basiert? Kann eine solches Konstrukt dann überhaupt existieren?*
Fragen über Fragen.
Es ist bezeichnend, dass viele sich solche Fragen gar nicht stellen. Dass ich mich jahrelang als Feministin bezeichnet habe und trotzdem nicht auf die Idee kam, solche Fragen zu stellen. Dass ich 2009 eine fiktive Landkarte zeichnete und automatisch annahm, dass das alles Königreiche sind.
Manchmal finde ich es erschreckend, wie sehr wir alle in unseren Denkmustern gefangen sind. Sogar solche, die sich gern als freie Denker*innen gerieren.
*Das mit der Homophobie geht im Übrigen schon, aber ich musste erst recherchieren und dann nachdenken. Ergebnisse hoffentlich 2016 in Romanform.
Verspätete CSD-Fragezeichen
Wenn bei einem CSD die Zuschauer*innen wie bei einem Karnevalsumzug verkleidet sind …
Wenn sich Zuschauer*innen erst mit einer Drag-Queen ablichten lassen und hinterher über den „Homo“ lästern …
Wenn selbige Zuschauer*innen dann andere anpöbeln, die sie höflich darauf hinweisen, dass das keine angemessene Sprache ist …
Wenn Zuschauer*innen bei einem CSD völlig überrascht sind, dass die Nebensteherin nicht heterosexuell ist …
… dann fragst du dich schon manchmal, welche Botschaft wie bei wem ankommt.
Allerdings: Nix machen ist auch keine Lösung. Wie sagte schon Captain America: „You start running they’ll never let you stop.“ (Wenn du anfängst wegzurennen, lassen sie dich nicht mehr anhalten.)