Linkspämmchen

Einige Fundstücke der letzten Zeit:

Der Zaunfink ist jetzt neu im Reader. Aktuell ist eine Anleitung zur Diskriminierungsumkehr, denn die armen sexistischen Hetero-Cis-Menschen rechnen damit, wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt zu werden, sobald in Deutschland die Ehe für Homosexuelle geöffnet wird.

Es ist offensichtlich wichtiger, den Kindern das Schimpfwort „schwul“ zu lassen, als selbige Blagen darauf aufmerksam zu machen, dass sie mit mindestens dreiprozentiger Wahrscheinlichkeit zu einer sexuellen oder Gender-Minderheit gehören und es dann gar nicht mehr cool ist, deswegen beschimpft oder bedroht zu werden.

Einige Leutchen geben gern zu, dass sie homophob sind, alle anderen werden behaupten, sie hätten nichts gegen „diese Leute“, und überhaupt, heute ist doch alles gut, und ich weiß gar nicht, was du immer hast.

Dass sich eins unabhängig von der Orientierung auch an die eigene Nase fassen muss, wenn eins in Deutschland kartoffeligen Eigeborenenstatus hat, ist mal wieder hier bewiesen:

Und nein, damit meine ich nicht, dass weiße Menschen abgrundtief böse sind. Das bedeutet lediglich, dass priviligierte Personen einfach kein Interesse daran haben, Privilegien abzugeben. Sie erkennen sie ja nicht mal als solche an. Das macht Rassismus zu keinem individuellen, sondern strukturellen Problem.

Nota bene: Das Problem ist universell. Geschimpft wird, dass die Meinungsfreiehit beschnitten wird, dabei sieht es doch so aus, dass mittlerweile gelegentlich Personengruppen zu Wort kommen, die früher gar nix zu melden und sich gefälligst zu schämen hatten. Wenn jetzt geringfügig Platz für Meinungen gemacht wird, die nicht weiß, männlich oder heterosexuell sind, ist Drama wegen vorgeblicher Zensur.

Lichtblick: Mein Geek-Herz erfreut haben einige Überarbeitungen von Comic- und Game-Heldinnen. Weniger sinnfreie Bikinis und „stech das Messer hier rein“-Öffnungen, dafür mehr Charakterisierung. Auch bei Figuren, die ich gar nicht kannte, ist mir teilweise die Kinnlade runtergefallen, was alles ginge, und wie hübsch die auf einmal sind.

Und, um des lieben Blödsinns willen, noch ein wichtiger Hinweis für Wesen, die dauernd oder zeitweise in Flaschen leben.

Award-eskes

Die Sache mit dem Award zog Kreise, weil zwei Bekannte es nicht lassen konnten, mich zurückzunominieren …

Der Torheit Herberge

Obwohl ich hier ja nicht mehr so viel poste, haben sowohl Fiammetta als auch tschellufjek beschlossen, mir einen Award für kleine Blogs zu überreichen … Logischerweise erst, nachdem ich sie vom anderen Blog aus nominiert hatte *seufz*

Ich werde mir hier mal eine Handvoll interessante Fragen rauspicken und dann einfach die alte Empfehlungsliste kopieren …

Fiammetta fragte unter anderem:

1. Welches Wort oder welche Phrase hasst du so richtig?

„alternativlos“ ist schrecklich, desgleichen alles Gerede, das „früher war alles besser“ oder irgendwelche „Goldenen Zeitalter“ beschwört. Ich habe genug über die europäische und sonstige Geschichte gelesen, um zu wissen, dass das absoluter Quatsch ist.
2. Nutzt du einen Wandkalender, einen Taschenkalender oder macht das alles dein Handy?

Taschenkalender, mit einem Monat pro Liste. Ich brauche alles auf einen Blick. Mein Handy ist so alt, dass es das noch nicht kann, und selbst dann wäre mir eine Hardcopy lieber.
5. Hast du…

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Hilfe! Ein Award!

Frau Zucker hat mir einen Award überreicht: „Liebster Blog“, wobei es sich im Grunde um eine Ketten-Frage-Runde für aufstrebende Blogger*innen handelt.

Ich verbeuge mich dankbar und schreibe einfach mal die Regeln ab:

  1. Verfasse einen Post zu diesem Award, füge das Awardbild ein und verlinke die Person, die dir diesen Award verliehen hat.
  2. Beantworte die 10 Fragen.
  3. Denke dir weitere 10 Fragen aus.
  4. Tagge (also nominiere) 10 Blogger, die unter 200 Leser haben.
  5. Sage den Bloggern, die du nominiert hast, dass sie einen Award bekommen haben und somit getaggt wurden.

Das Schrecklichste ist, eine Wahl treffen zu müssen. Oder mir Fragen ausdenken zu müssen. (Kann mich nicht entscheiden, womit Theorie 1 bewiesen wäre.)

Und ich werde zeigen, dass ich mich ganz schlecht an Regeln halten kann.

Selbiges sind Frau Zuckers Fragen und meine Antworten:

1. Bereitest du deine Blogbeiträge vor oder schreibst du frei Schnauze?

Das kommt darauf an. Politische und andere komplexe Themen gehen in der Regel durch drei bis fünf Entwürfe, bis ich mit meiner Logik zufrieden bin.

2. Auf welchen deiner Blogbeiträge bist du besonders stolz bzw. welcher liegt dir besonders am Herzen?

Grraaah. Mistfrage, ehrlich, Auswahl zu groß. Wenn wir bei diesem Blog bleiben, wahrscheinlich der hier über Coming outs und langweilige Figuren. Der ist auch repräsentativ für den Blog und dessen Thema.

3. Wen (tot oder lebendig) würdest du für deinen Blog gerne einmal interviewen?

Wenn mir intelligente Fragen einfallen: N.K. Jemisin ist meine Heldin und der Grund, warum es diesen Blog in dieser Form gibt.

4. Gibt es ein Thema, über das du gern bloggen würdest, dich aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht traust?

Seit längerer Zeit drücke ich mich um den Zusammenhang zwischen meiner queeren Subspezies und der Hautfarbe von Menschen, thematisiert hier.

5. Bloggen ist zeitaufwändig. Was gibt es dir zurück?

Anderer Leute Meinungen, Horizonterweiterung, und das befriedigende Gefühl, gelegentlich eine Diskussion zu verursachen. Außerdem denke ich klarer, wenn ich meine Gedanken aufschreibe und in eine lesbare, nachvollziehbare Form bringen muss.

6. Was war es für ein Gefühl, deinen allerersten Blogbeitrag zu schreiben?

Das war der hier: „Mal schauen, wie lange ich durchhalte“. In 2011, auf der anderen Seite. Mal überlegen: Stolz. Neugier auf die Reaktionen. Und „denen zeig ich’s“, insofern, als dass ich mir in den Kopf gesetzt hatte, mehr als 10 Beiträge zusammenzubekommen, was zu diesen Zeiten zu meinem Thema auf Deutsch den absoluten Rekord dargestellt hätte. Dass ich fast vier Jahre später noch dran bin, hätte ich damals wahrscheinlich selbst nicht geglaubt.

7. Fühlst du dich deinen Lesern gegenüber verpflichtet zu bloggen, auch wenn du manchmal absolut keine Lust darauf hast?

Ich habe keinen festgelegten Plan, außer, dass zwei Posts im Monat bei rumkommen sollten, um die geschätzten Leser*innen nicht zu enttäuschen. Insofern kann ich, wenn ich mal keine Lust habe, mich relativ gemütlich zurücklehnen und auf Inspiration warten. Grundsätzlich gilt: Wenn ich was zum drüber Bruddeln finde, dann habe ich in der Regel auch Lust, dies öffentlich zu tun. (Bruddeln: Schwäbisch für Herumnörgeln.) Dabei bin ich gar keine Schwäbin.

8. Hast du inspirierende Blogs, von denen du dir gerne eine Scheibe für deinen eigenen Blog abschneiden würdest?

*Zeigt auf Frage 3* Ansonsten bewundere ich beispielsweise an der Schriftzeit, dass hier eine Einzelpersonen jede Woche so einen Haufen Inhalt auf die Reihe bekommt, und an der Trippmadam, dass sie konsequent Siezt, und das mit einem extrafeinen Humor.

9. Ich bin hungrig: Welches deiner Lieblingsgerichte lässt sich in 20 Minuten zubereiten?

Spaghettini mit gebratenen Garnelen in einer Wein-Sahne-Sauce. Ansonsten immer da: Pasta und exzellentes Pesto. Vegane Liebligsgerichte brauchen alle länger.

10. Was sollten Menschen, die dich nicht gut kennen, über dich wissen?

So als Warnung? Will ich, dass sowas im Internet steht? Eigentlich reicht es doch, wenn ich weiß, warum ich tue, was ich tue. *breit grins*

Versuchen wir’s mal: Wenn Sie mit mir diskutieren möchten, müssen Sie mir zuerst beweisen, dass Sie mich ernst nehmen.

Und: Ich reagiere ganz ungehalten auf männliches Macho-Gepose und Personen, die meinen, mich mit ihrer größeren Körpermasse und lauteren Stimme einschüchtern zu können. Ich kann ganz prima passiv-aggressiv sein, wenn es nötig ist.

Jetzt zehn Blogs???

(Aber nicht die Schwestern Coletta, die sind quasi die Großmütter dieses Postings.) Und mit unter 200 Follower*innen – was zu eruieren gar nicht so einfach ist, weshalb ich angelegetlich geschätzt habe.

Mein WordPress-Feed hat 55 Blogs, und mein RSS noch ein paar extra. Wow. War mir gar nicht bewusst vorher. Aber von vorne, höchst individuell, teilweise persönlich bekannt und bestenfalls halbwegs repräsentativ:

1. Trippmadam, wobei diese schon Fragen beantwortet hat, und sich nicht bemüßigt fühlen muss, dies noch einmal zu tun.

2. Der k_eine Unterschied. Denkanstöße zuhauf, aber keine Antworten zu erwarten, da ein Kollektiv.

3. Fructus Dulces sorgt unter anderem für musikalische und sprachlich Horizonterweiterung.

4. Die Weltenschmiede. Noch so ein Blog, von dem ich keine Antworten erwarte. Denkanstöße in eine völlig andere Richtung, zwecks Fortbildung und so.

5. Tschellufjek. Mehr Politik und nicht-fantastische Lektüre.

6. Marmor und Ton. Persönliches, zu Schreibendes und gelegentliches Fangirling.

7. Anarchistelfliege. Mehr Denkanstöße.

8. The Ace Theist. Englisch. Außer, dass wir beide Träger*innen schwarzer Ringe sind, haben wir nicht viel gemeinsam, aber ich lese wahnsinnig gerne mit. Wird nicht antworten.

9. High in Clichés. Mehr Denkanstöße.

10. Wortgepüttscher. Schafft’s regelmäßig, mich zum Grinsen zu bringen.

Und zehn Fragen. Ich war da mal völlig unkreativ und hab mir was teilweise zusammengeklaut … aber wozu das Rad neu erfinden und so.

1. Der oder das Blog?

2. Ist Bloggen politisch oder privat? Oder vielleicht beides? Warum?

3. Als Revisionistin n-ten Grades: Durch wie viele Inkarnationen geht ein durchschnittlicher Blogpost bei dir/Ihnen? Oder hängt’s vom Thema ab?

4. Gibt es ein Thema, über das du/Sie gern bloggen würdest/würden, dich/sich aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht traust/trauen?

5. Bloggen verpflichtet: Postings nach Laune, nach Stundenplan, oder …?

6. Reader/Feed/Lesezeichen anschauen: Gibt es da zwei Blogs und/oder Seiten, von denen keine*r erwarten würde, dass sie von ein und derselben Person verfolgt werden? (1)

7. Was muss ein Blog haben, um deine/Ihre Aufmerksamkeit zu fesseln?

8. Gibt es Blogs, die dich/Sie inspirieren?

9. Schamlos Eigenwerbung machen: Bitte den eigenen Lieblingspost und/oder subjektiv wichtigsten Post verlinken.

10. Was kommt auf den Tisch, wenn Gäst*innen zu beeindrucken sind?

(1) Bei mir: Fanfiction.net beißt sich grundsätzlich mit allem. Außer, wenn es das nicht tut. Ansonsten beißen sich Tribal Dance-Kulturklau-Modekrams und queer-feministische Aspekte, an denen nage ich noch.

Chemie für Laien

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aesculap-serpentine.jpg?uselang=de

Die Modepraline lästerte über eine Apothekerin bzw. Drogistin ohne Humor. Deutsche Medien haben ebenfalls keine Hemmungen, über meinen Beruf herzufallen. Ich will jetzt nicht behaupten, dass allen Apotheker*innen ein Heiligenschein gebührt und unsere Westen so weiß sind wie ein frisch gewaschener Kittel, aber manchmal, manchmal … verzweifelt eins schon an der Welt.

Jedenfalls dachte ich, das kann ich auch. Aber von der anderen Seite des HV-Tisches (so heißen die Verkaufstheken im bundesdeutschen Apotheken-Sprech).

Aber fangen wir mal an:

Eine recht edel angezogene Dame betritt die Apotheke, es folgen die üblichen Begrüßungsfloskeln.

„Ich hätte gerne Vitamin C. Ohne Ascorbinsäure.“

Die DeWinter blinzelt erst mal, weil sie sich verhört haben muss. „Ohne Ascorbinsäure.“

Ein herrisches Nicken seitens der Kundin. „Genau.“

„Äh.“ Die DeWinter ist zu geschockt, um in einen Lachanfall auszubrechen. „Vitamin C ist Ascorbinsäure.“

„Nein, es muss welches ohne Ascorbinsäure geben.“

„Ehrlich? Wie kommen Sie darauf?“ (Es sage keine*r, die DeWinter sei besonders einfühlsam. Außerdem will sie wissen, wer solchen Unfug verzapft.)

Die Kundin, schon recht verschnupft: „Es muss Vitamin C ohne Ascorbinsäure geben.“

Die DeWinter nickt: Keine Quellenangabe heißt Internet, irgendein Forum. Faszinierend, dass sie trotzdem an ihrer Meinung festhält.

Weil Menschen grundsätzlich lieber „dem Internet“ glauben als einer Person, die Geld dafür bezahlt bekommt, so etwas zu wissen, ist das Gespräch hiermit als gescheitert anzusehen. Jetzt gilt es nur noch, die Dame so zu verabschieden, dass sie nicht merkt, was die DeWinter von ihrem Intellekt hält. Es gelingt ihr leider nicht:

„Also, selbst wenn ich Ihnen jetzt ein Präparat aus Hagebutten verkaufe, die natürlich reich an Vitamin C sind, kommen Sie damit nicht um die Ascorbinsäure drum rum. Weil Vitamin C Ascorbinsäure ist.“

Die Dame schüttelt den Kopf und verlässt den Laden.