Der Arbeitsbericht Migration ist da!

So, die Früchte  meiner kollektiver Arbeit sind so langsam erntbar:

coverentwurfBenefiz-Anthologie zugunsten von PRO ASYL:
Um zur gelungenen Aufnahme von Flüchtlingen beizutragen, stellen MitarbeiterInnen des fiktiven „Bundesamts für magische Wesen“ hier Berichte aus ihrer Behörde und phantastische Kurzgeschichten vor. Die meisten handeln von gelungenen und weniger gelungenen dauerhaften Wohnsitzwechseln, andere erzählen von der Schwierigkeit, sich zwischen Ländern und Spezies zu verständigen.
Mit Beiträgen von: Alpha O’Droma, Angelika Monkberg, Antonia Günder-Freytag, Hagen Ulrich, Patricia Strunk, Carmilla DeWinter, Margarethe Alb und einigen mehr.

Für € 2,99 erwerbbar beim Bundesamt für magische Wesen als PDF, EPUB und MOBI.

Via Amazon für Kindle auch 2,99 €

Taschenbuch  für 6,99 €, ISBN 978-3-839103-80-7 z.B. auch bei Thalia.

Von den elektronischen Exemplaren gehen, sofern innerhalb Deutschlands verkauft, mindestens 1,70 €, von den Printausgaben mindestens 1,02 € an PRO ASYL.

 

 

#schreiben gegen rechts: Angst und Autorität

Im Rahmen ihres Aufrufs zur Blogparade #schreibengegenrechts sagt Anna Schmidt, dass sie Angst hat, vor all jenen, die keine Angst vor denen haben, die nach immer härteren Maßnahmen schreien und Zäune bauen möchten. (Und die, unter anderem, auch gegen Abtreibungen sind, wahrscheinlich, damit mehr blonde Frauen blonde Kinder zur Welt bringen …?)

Jedenfalls fielen mir in der letzten Woche zwei englischsprachige Links in die Hände – einmal Laurie Penny über Held*innen, und einmal Vox über den Aufstieg des Donald Trump. Außerdem noch ein intelligenter Text auf Deutsch, denn gegen Blödheit zu pöbeln, bringt’s nicht.

Der erste Schluss ist, dass es für manche Leute wirklich gruselig sein muss, in dieser Welt zu leben. Vieles ist im Umbruch:

Schwarze Menschen wehren sich gegen rassistische Sprache in sechzig Jahre alten Kinderbüchern.

Leute beschweren sich, weil bei den Avengers die Echten Kerle (TM) überwiegen und Black Widow keinen eigenen Film bekommen sollte.

Schwule und Lesben wollen heiraten dürfen – nicht zu vergessen, dass es auch Bisexuelle, Pan- und A_sexuelle gibt, die vielleicht ihre gleichgeschlechtlichen Partner*innen ehelichen möchten. Währenddessen diskutieren andernorts Leute darüber, die Ehe nicht mehr steuerlich zu bevorzugen oder Partner*innenschaften mit mehr als zwei Personen gesetzlich zu ermöglichen.

„Gender-Ideolog*innen“ verschandeln unsere schöne deutsche Sprache mit Lücken und Sternchen.

Im deutschsprachigen Internet kann jede*r die eigene Meinung äußern, es gibt Dutzende Nachrichtensendungen auf Dutzenden Fernsehkanälen und genauso viel per Radio: Was ist jetzt eigentlich die Wahrheit?

Und damit kommen wir zu den echten Problemen:

Der Arbeitsmarkt ist in vielen Bereichen darauf angelegt, prekär zu sein, und der Mindestlohn reißt es da auch oft nicht raus. Manche Jobs werden einigermaßen gut bezahlt, aber nur befristet oder in Teilzeit vergeben, andere für ungelernte Arbeiter*innen sind langfristig mies bezahlt ohne Hoffnung auf Besserung.

Und nun strömt da eine Menge Leute ins Land, die erstmal untergebracht und gefüttert werden will. (Weil die USA Kriege ums Öl angefangen haben, die sie nicht gewinnen konnten. Weil wir unsere Hähnchenreste nach Westafrika verschiffen und u.a. deshalb die Wirtschaft in den Ländern dort vor die Hunde geht. Weil wir billige Smartphones kaufen wollen und es uns scheißegal ist, ob fürs Schürfen nach seltenen Erden Leute versklavt werden. Oder weil die Geflüchteten selbst mit gemäßigten demokratischen Ansichten daheim auf der Abschussliste standen. Oder oder oder.)

Diese Leute sind nicht alle gut ausgebildet, das heißt, bleiben sie und dürfen sie arbeiten, dann verstärkt das zunächst den Druck auf den Niedriglohnsektor weiter. Was manchen Arbeitgeber*innen nur recht sein kann, aber die dort Angestellten um ihr Auskommen bangen lässt.

In so einem (gefühlten) Chaos sind Leute willkommen, die sagen, wer gut ist und wer böse, und die mit einfachen Lösungen komplexe Probleme verschwinden lassen wollen. Die erhöhte Aufnahmebereitschaft für solche einfachen Lösungen liegt in der Natur mancher Menschen, nämlich jener, die autoritär sind.

In den USA kreischen sie für Donald Trump, der die Welt klar in zwei Lager einteilen kann.

Und bei uns? Bei uns gehen AfD und andere auf Stimmenjagd.

Beweisführung: Es lässt sich mir vier Fragen herausfinden, ob eine Person autoritätsgläubig ist.

  1. Please tell me which one you think is more important for a child to have: independence or respect for elders?

  2. Please tell me which one you think is more important for a child to have: obedience or self-reliance?

  3. Please tell me which one you think is more important for a child to have: to be considerate or to be well-behaved?

  4. Please tell me which one you think is more important for a child to have: curiosity or good manners?

Was ist wichtiger in der Kindererziehung: Unabhängigkeit oder Respekt vor Älteren? Gehorsam oder allein zurecht kommen können? Umsicht oder ruhiges Verhalten? Neugier oder gute Manieren?

Ins selbe Horn tutet die AfD, wenn sie für Baden-Württemberg fordert: „Lehrer müssen wieder in die Lage versetzt werden, durch effiziente pädagogische Maßnahmen den Unterricht zum Wohle der lernwilligen Schüler zu gestalten.“

Ich will jetzt nicht behaupten, dass es keine Schulen gibt, an denen das Lernen dank eines Haufens Chaot*innen mehr als erschwert wird, aber was zum Henker sind „effektive pädagogische Maßnahmen“? Smartphoneentzug bis zum Pausenklingeln doch gewiss nicht.

Im Übrigen ist das Experiment Hauptschule (noch so was von der Liste) m.E. diesbezüglich grandios gescheitert – erstens handelt es sich dabei zumeist um Klassensegregation unter anderem Namen, was Gräben fördert. Zweitens, Leute zusammenzusperren, die als Jobaussichten „Hartz 4“ angeben, finde ich nicht gerade eine entspannte Lernatmosphäre.

Wir sehen also: Es gibt für manche Leute tatsächlich Grund, Angst zu haben. Die anderen heulen vor allem liebgewonnenen Gewohnheiten und Machtpositionen hinterher.

Autoritäre Menschen suchen in solchen Fällen nach Anführer*innen, die ihnen den kürzesten Ausweg aus der (vermeintlichen) Misere weisen – und dabei viel zu häufig nach hinten zeigen und/oder ihren Ausweg über Leichen gehen.

Was ist zu tun?

Kurzfristig: Wählen gehen und den Ängstlichen nicht das Feld überlassen.

Langfristig: Den Leuten beibringen, Widersprüche aller Art auszuhalten und zu beweisen, dass es nur in der Mathematik einfache Lösungen gibt.

… Und jetzt verrate mir bitte wer, wie das geht, denn Generationen von halbwegs cleveren Romanautor*innen vor mir haben es auch nicht geschafft.

Linkspämmchen: So weit isses schon

Zweimal weise Worte bezüglich der hiesigen Bananenrepublik.

Felice Vagabonde trifft das, was die Mädchenmannschaft schon seit Jahren sagt, nochmal: Die Anfänge sind schon lange vorbei.  (Auch wenn der Text einmal die Selbstbezeichnung Schwarzer Menschen ignoriert).

Und das mit dem Stinkefinger? … (Wieso waren da eigentlich Menschen, die sich über einen Stinkefinger aufregen konnten? Hm? Hab ich da was läuten hören, dass da eine nicht angemeldete Demo stattfand … eventuell weil da ein Heimleiter seinem Bruder was gesteckt hat?)

Ich weiß ja, eine soll nicht alle über einen Kamm scheren, aber ich hab derzeit weniger Angst, als mittelprächtig linke Bazille im Sommer zum Demonstrieren nach Berlin zu fahren als im März geschäftsmäßig zur Leipziger Buchmesse.

Zukunftsängste

In Apotheken wird ja gern auch mal über das Gesundheitssystem gejammert.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aesculap-serpentine.jpg?uselang=de

Vor einigen Wochen hatte ich das Vergnügen mit einer älteren Dame, die darüber schimpfte, dass mittlerweile so viele Ausländer*innen als Ärzt*innen arbeiten, und dass die je alle so schlecht Deutsch können.

(Das ist sicher nicht schön, wenn’s mit der Kommunikation hapert, aber dann liegt wohl was mit der derzeitigen Bezahlung und den Arbeitsbedingungen im Argen, wenn so viele deutsche Ärtz*innen ins Ausland wirtschaftsflüchten … und in diesem Fall ist es dann eine echte Wirtschaftsflucht, weil einen Job, zu essen und ein Dach über dem Kopf hätten die hier allemal.)

Jedenfalls war der Tenor, „ach, armes Deutschland, mit den vielen Ausländern.“ Und, „Ich mache mir Sorgen um Sie junge Leute, Sie müssen da ja so viel mitmachen.“

Woraufhin ich am Liebsten geantwortet hätte: „Mir machen Rassist*innen, Alt- und Neu-Nazissen, die jede Pegida-Propaganda nachplappern, aber mehr Sorgen als zugewanderte Ärzt*innen.“

Aber das gehört sich halt nicht.

Jedenfalls möchte ich hier alle Leser*innen bitten, selbige Petition für ein Verbot von Demos vor Unterkünften von Geflüchteten zu zeichnen, und gegenbenenfalls hier oder hier weiterzulesen.

Edit 15. August: Arwin Yale hat auch noch einen nachdenklich-wütenden Beitrag zum Thema.