Es war einmal ein Sonntagnachmittag im Spätherbst , an dem hatte die DeWinter Notdienst in der Apotheke zu schieben.
Ein Mensch, geschätzte Mitte vierzig, klingelt. „Ich brauche was gegen Husten. Ich muss morgen auf Geschäftsreise und kann da nicht krank sein.“
Im Gegensatz zu dem, was Laien glauben, ist dies kein besonders aussagekräftiger Wunsch. Immerhin hat er der Apothekerin die Frage abgenommen, wer denn den Husten hat. Die DeWinter denkt: Fällt ihm aber früh ein.
Deswegen dreht sie auch die Reihenfolge der Fragen um, mit der sie sonst Husten abklopft: „Seit wann haben Sie denn den Husten?“
„Ach, schon fast zwei Wochen. Vor allem, wenn ich Rad fahre. Ich fahre jeden Tag zehn Kilometer ins Geschäft, und das geht nicht mehr so gut in letzter Zeit.“
Okay. Es besteht Grund zum Verdacht, dass das nicht mit einer Erkältungssalbe zu beheben ist. „Ist das ein trockener Husten, oder kommt da Schleim raus, wenn Sie husten?“
„Schleim kommt da schon mit. Da haben Sie doch bestimmt was dafür. Ich muss die nächsten Tage echt fit sein.“
Immer noch misstrauisch, fragt die DeWinter weiter: „Ist der Schleim klar, oder hat der eine Farbe?
„Da sind immer grüne Brocken bei.“
Mittlerweile ist es sehr schwierig, sich ein Augenrollen zu verkneifen, denn wenn ich seit geschätzt einer Woche grüne Brocken huste, dann sollte ich davon ausgehen, dass die nicht innerhalb eines Tages zu beheben sind. Aber offensichtlich sind grüne Brocken in der Lunge für manche Menschen kein Anlass, an ihrem allgemeinen Gesundheitszustand zu zweifeln, geschweige denn, mal trotz regelmäßigen Einkommens und gültiger Versicherungskarte eine*n Ärzt*in aufzusuchen.
Die DeWinter schickt den Leistungsmenschen zur Notfallpraxis.
Neunzig Minuten später ist er mit einem Rezept wieder da: Zehn Tage Antibiotikum gegen Lungenentzündung.
Der Darwin Award lässt grüßen.