Gender-Gaga: Erwischt!

Also, ich habe einen kleinen Kurs bei der Volkshochschule über Kommunikationsformen gemacht. Auch über so Zeugs, das Menschen tun, die als Frauen sozialisiert wurden.

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Im Bildwörterbuch des Duden von 1956 kommt zwar kein Herrenkuchen vor, dafür aber ein „Herrenzimmer“. Das Pendant „Damenzimmer“ fehlt logischerweise, dafür sind im „Schlafzimmer“ eine Frau im Negligée und eine Zofe zu finden.

Gestern habe ich mich dabei ertappt, wie ich ein Lob/Dankeschön kleingeredet habe.

Ich habe nicht gesagt, „Gern geschehen“, sondern einen ganzen Wust von Wörtern benutzt, um nur nicht zu besonders erscheinen. Das war sowohl eher gaga als auch dem Gender geschuldet, daher die Überschrift.

Dabei ist es so im Nachhinein keinesfalls selbstverständlich, fünf mittelgute Bekannte zum Zwecke eines CSD-Schlachtplans daheim zu verköstigen. Immerhin, ich musste nicht fahren, aber trotzdem. Selbst wenn es „nur“ Nudeln mit diversen Saucen aus dem Glas waren statt selbstgekochtem vegetarischem Ragù oder gar einem Drei-Gänge-Menü. (So was gibt’s bei mir nicht, auch wenn ich einigermaßen kochen kann.)

Es ist aber auch keinesfalls selbstverständlich, dass Leute einige Stunden Anfahrt für so was in Kauf nehmen. Insofern: Ihr wisst wer ihr seid, ich lüpfe das Hütchen. Auch für die Gastgeber:innen vor mir.

Mich jetzt zu fragen, warum ich so reagiere – und das schon seit Jahren – ist wahrscheinlich müßig. Ich bin mir relativ sicher, dass meine Eltern, wenn, dann vor allem indirekt dran schuld sind. Meine Mutter kann sich auch prima für Leistungen entschuldigen und bei Komplimenten verlegen werden, wenn ich so drüber nachdenke.

Also gilt das nächste Mal: Nur „Danke“ bzw. „Bitte gern“ sagen und dann lieber die Energie für Produktiveres nutzen. Also zum Beispiel dafür, der sogennanten Mehrheitsgesellschaft in den Hintern zu treten.

3 Gedanken zu „Gender-Gaga: Erwischt!

  1. Ich unterscheide sehr stark zwischen „Komplimenten“ und „Lob“. Was ich unter „Komplimenten“ verstehe, sind oberflächliche positive Äußerungen, Schmeicheleien, vor allem mit Bezug zum Äußeren. Ihnen haftet etwas „Unaufrichtiges“ an, weshalb ich mich dann stets frage, ob di*erjenige mich da gerade auf den Arm nehmen will und das wirklich ernst meint.
    Dann gibt es nur leider die, die dem Irrglauben erlegen sind, ich würde ihre Komplimente nur deshalb von mir weisen, um noch mehr Komplimente zu erhalten *augenroll*
    Ein „Lob“ (oder auch Dank und Anerkennung) dagegen ist etwas, das ich gelernt habe, anzunehmen, weil es aufrichtig klingt. Da kommt von Herzen ein „Gern geschehen.“ oder ein „Passt schon.“ :-)

    • Ja … das ist wahr. Angeblich fischt ja alles, was Frau ist oder dafür gehalten wird, nach Komplimenten.
      Aber auch ein echtes Lob fällt mir manchmal schwer, anzunehmen.

      • Ich hege die Hoffnung, dass ich die Leute nur oft genug mit der Nase darauf und teilweise vor den Kopf stoßen muss, damit der Groschen irgendwann fällt. Allerdings kann ich wohl unter anderem deshalb jedes Mal wieder bei Null anfangen, weil es derer da draußen zu viele zu geben scheint, die zu gerne fischen gehen. *seufz*

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