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Über Carmilla DeWinter

Carmilla DeWinter schreibt Phantastik und verque(e)re Texte.

Jetzt beim Ace Community Survey 2025 mitmachen

Wie die Überschrift schon sagt: Die alljährliche Befragung der ace Community mit Internetzugang ist eröffnet und sucht Teilnehmende. Mittlerweile gibt es 16 Sprachen zur Auswahl, darunter auch Deutsch.

Neben Menschen aus dem asexuellen Spektrum und noch Unentschiedenen freut sich das Survey Team auch über Beteiligung von nicht-asexuellen Verbündeten ab 15 Jahren.

Ihr findet die Umfrage unter folgendem Link: https://redcap.fsm.northwestern.edu/surveys/?s=44EAW3J8FRWXMNTC

Teilt den Aufruf auch gern.

Ohne viel Aufhebens wurde auch die Auswertung von 2024 veröffentlicht. Das 89 Seiten starke PDF (auf Englisch) könnt ihr von der Seite des Ace Community Census herunterladen.

Lesung bei der Pforzheimer Kulturnacht 2025

Alle zwei Jahre gibt es in Pforzheim eine Nacht lang Kultur für umsonst. Der nächste Termin ist Samstag, 25. Oktober 2025.

So die höheren Mächte es zulassen, werde ich um ca. 20:40 Uhr im Alten Schlachthof eine saisonal passende phantastische Geschichte präsentieren.

Das komplette Programm hat wie gewohnt bei solchen Ereignissen Verzögerung, es ist demnächst hoffentlich beim Kulturamt verfügbar.

Fortwährdende Entsolidarisierungen

Manchmal hilft es nur, sich die Beleidigung zu eigen zu machen.

Anekdotische Beispielsammlung

Da ist das Elternteil, das dem offen queeren Nachwuchs stolz berichtet, es hätte bei der letzten Bundestagswahl statt CSU das Bündnis Sarah Wagenknecht gewählt. (Beide Truppen kamen in Sachen queer nicht besonders gut weg bei den Wahlprüfsteinen.)

Eine mir bekannte trans Frau zitiert eins ihrer Elternteile: „Da kommt ein langer, harter Kampf auf euch zu.“

Meine migrantisch lesbare Bankberaterin blickt nicht, dass ich gegebenenfalls lieber auf etwas Gewinn verzichte, als weiter in Fonds zu investieren, die Meta und Elon-Hitlergruß-Musk reicher machen.

(Ich investiere in Fonds, die Immobilien im Portfolio haben. Ist das als Person, die zur Miete wohnt, vertretbar?)

Es gibt eine kleine Truppe sehr lauter lesbischer Frauen, die Hass auf trans Personen zu ihrem Markenkern gemacht haben.

Nachdem Geflüchtete in Hamburg eine Bezahlkarte haben, sollen jetzt auch Personen mit Bürgergeld eine bekommen.

Diverse migrantische Personen in meinem Umfeld haben nichts Besseres zu tun, als auf Personen neidisch zu sein, die später nach Deutschland gekommen sind als sie selbst.

Und so weiter.

System dahinter?

Nach Solidarität zu rufen ist einfach. Solidarisch sein weniger. Das ist nicht neu, aber in Zeiten von Autoritarismus noch eine ganz andere Hausnummer als vor 2008.

Wir sehen derzeit, dass folgende Gruppen besonders angegangen werden: muslimische Geflüchtete, trans Personen, Personen ohne Arbeit.

Derartige Auseinzelungen haben selbstverständlich System.

Muslimische Personen, die vor 2001 zugezogen oder hier geboren sind (zumeist aus der Türkei, Iran, Nordarfrika bzw. deren Eltern oder Großeltern von dort stammen) werden eingeladen, Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak zum Teufel zu wünschen. Wenn ich die entsprechenden jungen Kolleginnen so angucke, funktioniert das hervorragend.

Die lesbischen Personen wie Alice Schwarzer, die gegen trans Personen auffahren, gibt es schon seit den 1970ern. Neu ist, dass die Politik gemerkt hat, dass sie sich dieser Personengruppe bedienen kann, um gegen das SBG und überhaupt die medizinische und psychosoziale Versorgung von trans Personen mobil zu machen. Ich weiß nicht, ob und wie die anti-trans Frauen merken, dass sie sich von Nazis instrumentalisieren lassen.

Mit der permanenten Unterstellung, dass Personen, die Bürgergeld bekommen, eigentlich arbeiten könnten, werden Personen aus dem Niedriglohnsektor zum Hass eingeladen – und dazu, sich mit ihrem miesen Mindestlohn zufriedenzugeben. (Debunking solcher Mythen durch sanktionsfrei e.V.)

Sich unter einer bereits marginalsierten Gruppe die Schwächsten rauszupicken, ist Teil des antidemokratischen Rollbacks. Tatsächlich scheint es Teil des menschlichen Systems zum Stressabau, nach unten zu treten (die Klimakatastrophe ist halt auch schlecht am Kragen zu packen). Autokratien erhöhen künstlich den Stress, auch bekannt als „flood the zone with shit„, was dann logischerweise Entsolidarisierungen zufolge hat.

Martin Niemöller hat das in markante Verse gepackt:

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist …
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

(Nach Wikipedia ging das Gedicht durch mehrere Fassungen.)

Spätestens nach Merz‘ Aussagen sollte aber das Regenbogenfarbene Zirkuszeltkollektiv (auch bekannt als LGBTQIA+ Community) gemerkt haben, dass der Rollback gegen die TNQ-Fraktion nur der Anfang ist.

Genauso wurde ja schon beim Potsdamer Treffen 2023 gegen „integrationsunwillige“ muslimische Personen mit deutschem Pass geplant, insofern ist Hass gegen die später Zugezogenen zwar verständlich, aber am Ende genau das, was Rechten von uns wollen.

Lösungsversuche

Das Kollektiv Save Sciene beobachtet:

The relative powerlessness and stigma of targeted groups often leads to a lack of solidarity with victims during democratic backsliding, but this is a critical and preventable error. Privileged folks should stand up for the persecuted as authoritarianism rises, because it is a lot easier to stop persecution of minorities when it is still controversial than to defy it when repression has reached the mainstream and become accepted as conventional.

„Die relative Machtlosigkeit und das Stigma, das auf den attackierten Gruppen lastet, führt oft zu einem Mangel an Solidarität mit den Opfern während eines Demokratieabbaus, dies ist jedoch ein kritischer und vermeidbarer Fehler. Privilegierte Personen sollten für die Verfolgten eintreten, während der Autoritarimus an Boden gewinnt, denn es ist sehr viel einfacher, die Verfolgung von Minderheiten zu stoppen, während diese noch kontrovers diskutiert wird, als sich gegen die Repression zu stellen, sobald diese den Mainstream erreicht hat und als normal akzeptiert wurde.“
(Übersetzung durch die Autorin dieses Postings, Hervorhebung ebenfalls.)

Quelle: The Anti-Autocracy Handbook. A Scholar’s Guide to Navigating Democratic Backsliding. Open access unter https://zenodo.org/records/15696097

Was auch erklärt, warum Die Linke als Partei erhöhten Zulauf hat. Die sind einfach radikal solidarisch und machen den Job, den eigentlich die SPD zum Großteil erledigen sollte. Bezahlbare Mieten, höhere Steuern für Reiche, und: Sie sind nicht auf das Sündebock-Narrativ der bösen Geflüchteten reingefallen. Etc. pp.

… Jetzt ist die Frage: Kriegt die politische Linke es hin, ihre Grabenkämpfe (beispielsweise zu Waffenlieferungen an die Ukraine) als „agree to disagree“ zu behandeln, sodass wir die Rechten und religiösen Faschisten an der Machübernahme hindern können?


(Mit Entschuldigungen an Martin Dannecker.)

Die Inseln der Seligen, oder: von Hetze und Filterblasen


Inhaltshinweis: Ich zitiere rechte Hetze.

"Ein Lesezeichen für die Regenbogen-Fraktion" mit Regenbogen auf pinkem Grund.
Linkes Propaganda-Material.

Ich habe dank Arbeit und Nebenberuf einen recht weit gestreuten Kollegen- und Bekanntenkreis, der meine Filterblase immer wieder anpikst.

Dennoch sind die unterschiedlichen Wahrnehmungen manchmal frappierend. So durfte ich der politischen Analyse eines sich bereits im Unruhestand befindlichen Herrn aus dörflichem Umfeld lauschen. Das Problem seien die Linken, denn von links werde gehetzt. Und, so hatte ich den Eindruck, meinte er, dass das auf einmal und total aus dem Nichts heraus begonnen hätte, kurz vor der Bundestagswahl.

Leider hatte ich an dem Tag einen Migräneanfall, sodass mir die Löffel fehlten, persönlich zu widersprechen. Das hole ich nun nach, in der Hoffnung, dass es anderen helfen möge, sich zu sortieren.

Seit etwa 2020 stolpere ich in unserer Innenstadt, und ironischerweise oft an einer Brücke, die nach Guernica benannt wurde, über Aufkleber, die folgende Inhalte haben: „FUCK LGBTQ“, „Fuck Grün“, oder gleich vier Durchstreichungen: Grünen-Logo, Regenbogen-Flagge, Antifa-Symbol und Davidstern. Persönlich fühlte ich mich da auf drei Ebenen angesprochen, durchgestrichen und damit bedroht, obwohl ich einfach nur zum Bus nach Hause wollte. Die vierte Ebene beträfe unter anderem meine ehemalige Klavierlehrerin.

Wahlweise stammt und stammte das Geklebe von Revolte Pforzheim, Der III. Weg, oder anonym.

Aber gehetzt wird von links?

Wie meine muslimische Kollegin einen AfD-Aktivisten mit „Islamists go home“ samt übler Karikatur auf dem Pulli freundlich beraten konnte, weiß ich auch nicht. Ich hätte ihm wohl den Pierre Vogel um die Ohren gehauen und frage mich, ob er reingekommen wäre, wenn eine Person im Hijab an der Theke gestanden hätte.

Aber gehetzt wird von links?

Letztes Jahr fand bei uns zum zweiten Mal ein kleiner CSD und zum zweiten Mal eine christliche Gegendemo statt, wo, hust, erbauliche und bemerkenswert uninformierte Flyer darüber verteilt wurden, dass alle Queers in der Hölle brennen werden.

Aber gehetzt wird von links?

Seit 2016 es Reaktion-Emojis auf Facebook gibt, hinterlassen Menschen unter fast jedem Posting von meinen queeren Verbündeten einen Freu-Smiley, wenn es um zerstörte Bücher oder Gewalt gegen unsere Community geht. Wahlweise mit oder ohne Hinweis, dass wir alle eh nur krank seien oder ins Lager gehören etc.

Aber gehetzt wird von links?

Die bekannt eher konservativ bis rechte Springer-Presse gibt Elon Musk die Chance, die AfD lobzuhudeln (mit Absicht kein Link) und haut jetzt auf alle ein, die irgendwas gegen Rechts machen oder zu den Brandmauer-Demos aufgerufen haben. Dazu zählen die hiesigen großen Kirchen. Herr Merz, CDU, stellt eine Kleine Anfrage, ob es denn rechtens sei, dass sich von einer Demokratie geförderte Organisationen um die Demokratie sorgen und derartige Demos unterstützen. (Siehe dazu z.B. den Volksverpetzer. Keine Klicks für Springer.)

Aber gehetzt wird von links?

In Anbetracht der Tatsachen finde ich, dass der große Teil von „links“ die letzten Jahre echt gesittet unterwegs war. Beispielsweise einmal im Jahr CSD statt jeden Montag Corona-Leugnungs- und Putin-Anbiederungs-Spaziergang.

Dies belegt auch die Statistik. Für 2022 hat zum Beispiel das Redaktionsnetzwerk Deutschland einen Artikel. „Links“ geht manchmal ohne Erlaubnis oder maskiert auf Demos und schlägt auch mal Scheiben und Autos kaputt, und manchmal Rechten ein blaues Auge. „Rechts“ verhetzt das Volk und zündet erfahrungsgemäß schon mal Häuser an, in denen sich noch Menschen befinden. (Quelle: RND)

Konsequenterweise konstatiert die Tagesschau für das erste Halbjahr 2024: „Rechtsextreme Straftaten erreichen Rekordhoch.“ (Quelle: Tagesschau.)

Irgendwie ist es aber möglich, in Deutschland zu leben, ohne sich mit rechter Hetze auseinandersetzen zu müssen. Dass das ein Privileg ist, möchten die derart Gesegneten sicher nicht hören.

So ein Hinweis auf Privilegien oder die Nutzung des Terminus „alter weißer Mann“, das wäre aber, so im Grunde genommen, auch linke Hetze, oder?

Kurzfristig: Allabendlichqueer-Lesung am Sonntag, 3.2.

Nachdem meine Albenbrut im Alter von 10 Jahren sowohl eine E-Gesamtausgabe als auch einen Print dazu bekommen hat, werde ich am Sonntag, 2. März, um 19:30 Uhr ein bisschen daraus vorlesen.

Allabendlichqueer ist eine Veranstaltung über Zoom – das jeweils aktuelle Programm samt Links findet ihr bei „Wir schreiben Queer“.

Für die Lesung am Sonntag gelten folgende Einwahldaten:

Linkadresse: https://us02web.zoom.us/j/82392537859

Meeting-ID: 823 9253 7859

Kenncode: 375399

Der Link wird zu den Lesungsterminen jeweils ab circa 19:20 Uhr geöffnet sein und die Lesungen werden etwa gegen 20:00 Uhr enden. Im Anschluss kann jede*r an einer lockeren Buchdiskussion teilnehmen, die nicht mehr aufgezeichnet wird.

Linien im Sand

So. Anlassbezogen mehr Politik.

Nachgestellter Tatort eines Mordes: Körperumriss, der mit Klebeband auf einen Fußboden angedeutet wurde. Ein roter Fleck suggeriert Blut.
Tödliche Linien auf dem Boden. Hier war ein Alien das (fiktive) Opfer. Throwback zur Leipziger Buchmesse 2018.

Ich bin ja auch nicht so glücklich mit allem. Oder, um ein Politikteil von Zeit Online zu paraphrasieren: Wenn du einen Haufen Steuern zahlst, sollte wenigstens die Verwaltung funktionieren und beispielsweise genug Betreungs- und Lehrkräfte in halbwegs intakten Schulen vorhanden sein.

Ein paar Sachen sind da sicher das Wohlstands-Paradox: Je mehr verschiedene Pflegezuschüsse o. ä. es gibt, desto eher brauchst du eine Sozialarbeiterin im Gesundheitsamt, die den Leuten sagt, welches Formular sie wann ausfüllen sollen/dürfen. Je mehr Straßen du hast, desto mehr musst du investieren, um sie befahrbar zu halten. Insofern sollte jede neue Straße gut bedacht sein und öffentliche Gebäude könnte eins vielleicht so bauen, dass sie gut zu pflegen und sanieren sind? (Guckt das hiesige brutalistische Rathaus an. Hmm.)

Wo die andere Kohle hinfließt – hm. Meine Heimatstadt hat zum Beispiel 1,4 Millionen Euro für eine unausgegorene Kunstsache rausgeballert, die m. E. besser in einen neuen Aufzug in der kombinierten Musikschule/Stadtbibliothek geflossen wären und so was.

Die Bundesregierung legt übrigens regelmäßig Subventionsberichte vor. (Achtung, das Dokument von 2021-24 ist ein großes PDF.) Über die Höhe und den Grund einzelner Posten ließe sich sicherlich streiten, vor allem, wenn gefühlt wenig bei rumkommt. (Forschungsgelder für die Automobilbranche zum Beispiel: Abgasskandal bei VW. E-Autos kommen nicht so in die Pötte, wie sie es optimalerweise täten. Auch Herr Spahns Maskendeals lassen sich da aus 2021 finden.)

Jedenfalls. In manchen Teilen der Bevölkerung herrscht irgendwie das Gefühl vor dass „alle“ (sic!) oder auf jeden Fall zu viele Steuern im Ausland landen, oder auf jeden Fall, dass alle anderen mehr Vorteile haben als eins selbst, obwohl sie diese Vorteile nicht verdienen.

Da hat dann der rechte Populismus einen echt klasse Job abgeliefert. Der Job ist in dem Fall, Linien zu ziehen.

Was im Fall von Migration Linien sind wie zwischen „echten“ Deutschen, Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft, erwünschten und unerwünschten Zugewanderten ohne Staatsbürgerschaft. Drei Linien, deren Definition sich übrigens jederzeit verschieben lässt, sobald sie mal gezogen wurden. Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft kann ich einen Pass entziehen, auch wenn sich das eigentlich nicht gehört. Vor allem, weil „straffällig“ ein extrem dehnbarer Begriff ist.

Sobald das durch ist, wackelt auch die Grenze zwischen „echten“ und „unechten“ Deutschen. Sind Deutsche islamischen oder jüdischen Glaubens deutsch genug? Warum trägt die Ehefrau dieses Erwerbsunfähigen eigentlich Hijab? Ist die integriert und verdient das Paar dann, Kindergeld zu beziehen? Was ist mit kritischen Stimmen? Sind die aufrechte Deutsche genug? (Die DDR hat gern Kunstschaffende ausgebürgert.) Was ist mit Menschen, die behindert sind/werden? Mit Arbeitslosen, die gefühlt zu faul sind, um zu arbeiten? Mit trans Personen, die die Linie zwischen Männern und Frauen gefährden? Sind die es wert, in diesem Land leben zu dürfen? Und wenn ja, welche Rechte gestehen wir ihnen zu?

Genauso die Linie zwischen Erwerbslosen, die es würdig sind, unterstützt zu werden, und solchen, die es nicht sind: Sobald ich eine Linie gezogen habe, die suggeriert, dass eine Gruppe weniger wert ist, kann ich die Torpfosten versetzen. Bis halt alle Erwerbs- und Wohnungslosen zum Beispiel im Arbeitshaus landen. (Idee u. a. aus dem kolonialen England. Null von Zehn, do not recommend, siehe Charles Dickens.)

Insofern mag ich das Narrativ von „Arbeit muss sich wieder lohnen“ nicht so gern. Wenn die Kohle aus dem Vollzeitjob nicht zum Leben reicht, sollte ich mich vielleicht eher fragen, ob der Mindestlohn zu knapp bemessen ist oder die Mieten völlig überteuert sind, anstatt Erwerbslose zu bashen?

Aber auf angeblichen „Sozialschmarotzern“ rumzuhacken, ist viel einfacher und entmenschlicht sie noch.

Und sobald ich dieses Narrativ aufnehme, haben die Rechten gewonnen. Das wissen die Leute Rechts außen, aber die anderen merken es immer zu spät.

Autorin treffen? Buchmesse in Stuttgart am 22. Februar

In den letzten Jahren sind kleinere Buchmessen im Trend. So hat auch Stuttgart seit letze Jahr eine Buchmesse. Die zweite Ausgabe findet am Samstag, den 22. Februar statt.

Wobei, so ganz Stuttgart ist es dann doch nicht. Wegen der hohen Nachfrage an Ausstellungsplätzen findet die Veranstaltung nämlich in Fellbach statt, und zwar in der Schwabenlandhalle. Die Tore öffnen um 10 Uhr.

Die Details und Anfahrt überlasse ich den Veranstaltenden und der Homepage der Messe.

Mich und eine Auswahl meiner Werke findet ihr, so Wetter und Gesundheit es zulassen, am Stand des Goldstadt-Autoren e.V. im Hesse-Foyer, Tisch 8.

Das Fräulein ist ungnädig. (Wie so viele gerade.)

War der letzte Post über Gründe, nicht zu wählen, ein bisschen gemein? Üblicherweise versuche ich ja, sachlich zu bleiben und mich nicht von meinem Hang zum Sarkasmus völlig wegreißen zu lassen.

Sachlichkeit bringt mich gefühlt nicht so weit, wie ich gern wäre. Diese Frustration teile ich wahrscheinlich mit sehr vielen Menschen in diesem Land. Und mit Beschimpfungen sind wir dann bei der allgemeinen Debatten(un)kultur angekommen.

„Provokation, so wird […] deutlich, ist ein zentrales – wenn auch umstrittenes – Element populistischer Politik.“ (Wielowiejski 2024: 326)

Und eins lässt sich halt echt gern provozieren. (Case in Point: Petitionen gegen Musk sind öffentlichkeitswirksam, aber zahnlose Tiger. Kaufts halt keine Teslas mehr, legt den Xwitter-Account auf Privat, deinstalliert das Fratzenbuch und den Messenger auf eurem Handy, nutzt bevorzugt Signal.)

Aber zurück zum Rant. Vielleicht hätte ich einen weniger ungnädigen Text geschrieben, wenn es nicht kurz vor Migräne gewesen wäre.

Schmerzen haben strengt an und führt bei mir dazu, dass ich eigentlich niemanden sehen und hören möchte. In einem solchen Zustand bittet man mich besser nicht um Spenden oder wichtige Entscheidungen. Autofahren vermeide ich lieber.

In der Regel bekomme ich es hin zu kommunizieren, dass das mit dem Kommunizieren gerade nicht so gut ist.

Aber vor den Schmerzen kommt das Prodrom — zwei bis zwölf Stunden, bevor der Anfall richtig losgeht, habe ich oft eine Schniefnase und/oder Schokoladenhunger. Außerdem bin ich dann schon mal unkonzentrierter und grantig bin rücksichtslos und merke es nicht, bis der Unfug schon angestellt ist bzw. das Auto oder die Gefühle anderer Menschen eine neue Delle haben.

Thematisch gibt es eigentlich genug Literatur zum Thema, aber noch mal: Es gibt Kräfte in dieser Gesellschaft, die allgemeine Grantigkeit für eine gute Sache halten. Menschen, die Angst haben oder vor Neid oder echten und vermeintlichen Ungerechtigkeiten fast platzen, sind halt ein bisschen wie ich auf Migräne: für das Gemeinwohl nicht förderlich.



Quelle für das Zitat: Wielowiejski, Patrick. „Rechtspopulismus und Homosexualität.“ (2024). E-Book im Open Access.

Addendum: Demokratie ist kein Supermarkt, in höflich

»Demokratie ist nicht zu haben ohne Zugewandtheit, ohne die Bereitschaft,
die Präsenz der anderen zu vergegenwärtigen, ihr Leid wahrzunehmen, sie
mitzudenken, gar an ihrer Stelle zu denken, wie Arendt mit Kant sagt, und
ihr – enteignetes, entbehrlich gemachtes und von Gewalt bedrängtes – Sein
zu einem Anliegen der geteilten Sorge zu machen«.

Solcherart zitiert Patrick Wielowiejski auf Seite 59 von Rechtspopulismus und Homosexualität (E-Book im Open Access hier) wiederum aus Hark, Sabine_ (2021): Gemeinschaft der Ungewählten. Umrisse eines politischen Ethos der Kohabitation. Ein Essay.

Immer der gleiche Mist? Über das Nichtwählen.

Im letzten Jahr hat mein Vereinchen zwei Kampagnen unterstützt, die darauf abzielten, Nichtwählende für die Europa- und die Kommunalwahlen zu aktivieren.

Seit dem 8. Januar läuft eine Kampagne des CSD Deutschland, die „Wähl Liebe“ heißt und eben auch Nichtwählende aktivieren soll.

Am 15. Februar um 5 vor 12 sind in zahlreichen Städten Demos und Kundgebungen geplant – für Vielfalt und Menschenrechte. Personen von außerhalb der Buchstabensuppe sind herzlich willkommen.

Ich habe in meiner mittelnahen Umgebung mindestens zwei Personen, die lieber nicht wählen. Die Begründung lautet jeweils im übertragenen Sinne: „Die Parteien sind doch alle Scheiße, warum soll ich da noch wählen gehen?“

Scheiße ist ein Spektrum

Wir sollten uns hierbei zunächst ins Gedächtnis rufen, dass „Scheiße“ kein digitaler, sondern ein analoger Zustand ist: Also, es ist selten etwas nur Scheiße oder nur keine Scheiße.

Klar, Hundekacke auf dem Gehweg oder sogar im Sandkasten: 100 % beschissen.

Frische Kuhfladen auf dem nicht geteerten Weg: Gibt Schlimmeres.

Dung von pflanzenfressenden Tieren getrocknet und gepresst als Naturdünger für den Garten? Per definitonem Mist, geben Leute beim Aldi aber Geld dafür aus.

Wenn wir das mal aufs echte Leben und meine Lebensrealität als gebärfähige Person übertragen:

Absolutes Verbot von Schwangerschaftsabrüchen: 100 % beschissen.

Derzeitiger Zustand mit Fristregel: Nicht optimal, gibt aber offensichtlich Schlimmeres. Siehe oben bzw. USA oder Goethes Faust, der Tragödie Erster Teil.

Abschaffung von Paragraph 218 Strafgesetzbuch: 0 % beschissen.

Wir sehen also: Was den einen „alles der gleiche Scheiß“ ist, ist für andere durchaus überlebenswichtig. (Ja, Frauen können an Schwangerschaftskomplikationen sterben. Auch 2025 noch. Und sich einen Schwangerschaftsdiabetes für ein ungewolltes Kind einzufangen, find ich jetzt auch nicht so prickelnd.)

Demokatie ist kein Supermarkt

Wenn verschiedenes Zeugs von außen nach dem gleichen Kackhaufen-Emoji aussieht, lohnt sich vielleicht ein genauerer Blick. Was dem einen ein Kackhaufen, ist dem anderen die Drohung einer Gefängnisstrafe oder eben nicht.

Wenn es dir egal ist, ist es vielleicht deinem Freundeskreis oder deiner Verwandtschaft nicht egal? Dann erweist du manchen deiner lieben Menschen mit deiner Verweigerungshaltung vielleicht einen Bärendienst.

Aber so ein genauer Blick ist anstrengend, genauso, wie verschiedene Positionen zu hören und abzuwägen? Und am Ende passiert immer weniger, als du gehofft hast.

Ich weiß. Demokratie ist halt kein Supermarkt, wo du reinlaufen kannst, was raussuchen und dann hast du am Ende genau das Produkt, was du haben wolltest. Du musst erstens was reintragen: zumindest die Disziplin, dich ein bisschen zu informieren und dich nicht über jede Aufreger-Überschrift blindlings aufzuregen.

Zweitens musst du mit Kompromissen leben können – in dem Land wohnst du ja nicht allein.

Sonst ist am Ende die Demokratie weg und deine ganzen Möglichkeiten, jede Partei öffentlich Scheiße zu finden zu dürfen, mit dazu.

Oh ja, und dann gibt es da noch diese total irrwitzige Möglichkeit, in eine Partei einzutreten und an deren Programm mitzuarbeiten

(… aber du hast keine Zeit?

Hm-hmm.

Wie viel von deiner Zeit verbringst du eigentlich mit Doomscrolling?)


Edits: Am 16.1. einen Tippfehler ausgebessert. Die Autorin ist so eingebildet, derartige Texte ohne Rechtschreibkorrektur oder gar KI in den Editor zu tippen und dann manchmal sogar noch am gleichen Tag zu posten.