Mittwinter/Feierdäg/(Zehn-)Jahresrückblende, 2011-2021

Meineeine hatte dieses Jahr im Sommer zehnjährige WordPressanmeldung. Erster Eintrag damals: Mal schauen, wie lange ich durchhalte

Aber selbst so ein seltenes Tier wie ich möchte lieber nicht nur existieren, sondern leben.

(Manchmal schreibt die DeWinter DOch erstaunlich haltbares Zeug)

Damals hatte ich viel Ambition und erst drei Kurzgeschichten unter meinem Klarnamen veröffentlicht.

Die Titel-Eule war jedoch schon ein paar Jahre früher für mein fanfiction.net-Konto in Gebrauch. Aber ich mag diese schlechtgelaunte Eule so sehr, dass ich sie immer noch gern verbreite. Spezies unbekannt, geknipst 2007 im Zoo von Calgary. Carmilla DeWinter wurde übrigens 2005 als Pseudonym für Fanfiction gefunden und ist damit bereits sechzehn.

Eule im Blechrohr, mittäglich mies gelaunt

Ansonsten war 2021 ein Sachbuch zu feiern. Die gesammelte Presselandschaft hat den Verlag, Das asexuelle Spektrum und mich gezielt ignoriert, umso netter ist es natürlich, dass trotzdem Menschen das Buch gelesen und besprochen haben (merci hier an den Blog des Queer-Lexikons, dessen andere Artikel ebenfalls empfehlenswert sind).

Mit der Ko-Konspirantin Carmen Keßler/DasTenna habe ich eine Anthologie herausgegeben. Das Beweisstück A hat gute 700 Exemplare verkauft und für das Projekt 100% Mensch ein hübsches Sümmchen eingespielt.

Außerdem habe ich total verpeilt zu erwähnen (Grund die Wolken von unten), dass da noch eine Kurzgeschichte war, ebenfalls als Benefiz, aber diesmal für die Weissenburg, ein queeres Zentrum in Stuttgart. Nämlich One Track Mind – Immer nur das Eine in Die Melodie zwischen uns. Wer noch ein bisschen Gay-Romanzen für die Feiertage sucht: Es sind ein paar sehr hübsche dabei.

Als ich One Track Mind im letzten Herbst abgeliefert hatte, wollte Svea Lundberg, die Herausgeberin, unbedingt wissen, was weiter passiert. Daraus erwuchsen einige zehntausend Wörter, die noch nicht fertig sind. Es werde Corona-verarbeit-Seifenoper! Diesmal komplett ohne Fantasy.

Ansonsten war das Jahr eben Pandemiejahr zum Zweiten. Irgendwo zwischen medialer Aufregung und dem privaten Gefühl, dass wenig passiert, wenn du deinen Kram (Sachbuch etc.) nicht so recht mit Leuten feiern kannst. Weil online ist zwar nett, aber halt ohne Umarmung. Und Lesungen, so selten ich sie sonst bestreite, haben doch gefehlt.

So gesehen waren die immer mal wieder auftauchenden Depri-Gewitterwolken erstaunlich milde und kurz. Nachdem ich im November die anthologische Ko-Konspirantin nach einem Wochenendbesuch verlassen musste, war dann auch erst mal ein paar Wochen nix mit großen Lichtblicken. (Der Ko-Konspirantin ging es wohl ähnlich, bloß hat sie ein Monster und ich habe Gewitterwolken, die sind nicht ganz gut geeignet, um Leuten Schuldgefühle einzureden.)

Und Migräne war sowieso (und ist heute schon wieder). Wenn das Wetter per Klimawandel so bleibt, kann ich mich zu jedem Jahreszeitenwechsel wohl auf drei bis vier Wochen Naratriptan- und Thomapyrin-Dauerfeuer einstellen. Es sei denn, die Menopause rettet mich rechtzeitig. Klar kann ich mich nun fragen, ob dieses Jahr Depri-Wolken und Migräne miteinander zusammenhängen. Nur, weil die Tablette den Schmerz wegmacht, heißt das ja nicht, dass der Migräneanfall vorbei ist, und Migräneanfälle sind prima Energieräuber. Mit Schmerzen habe ich üblicherweise nicht mal die Energie mich darüber aufzuregen, dass ich Schmerzen habe. Und manchmal schaffe ich es kaum aus dem Bett, um eine Tablette einzuwerfen. Prost!

Mit Triptanen wird dann die Antidepressivasuche auch lustig (nicht), weshalb ich noch nicht so weit bin, die Ärzteschaft damit zu behelligen. Immerhin: Ich schlafe durch, ich kann mich noch über Zeug freuen, ich fange nicht aus Überforderung an zu heulen, und ich kriege mehr als das Nötigste gebacken. Zimmerpflanzen sind auch noch keine gestorben. Also isses zwar nervig, aber nicht lebensbedrohlich.

Jedenfalls. Nein, ich möchte bitte hier nicht über Sinn und Unsinn von manchen Regelungen und die Existenz von Coronaviren diskutieren. Bringt nichts. Eins kann nur hoffen, dass wir beim nächsten Mal klüger sind, und das nächste Mal wird uns garantiert nicht erspart bleiben. 2009 hatten wir halt Glück, dass zwar Pandemie war, aber halt keine, die den hiesigen Stadtrat innerhalb von 18 Monaten gleich um zwei Menschen erleichtert hat.

Ansonsten: Es war immerhin richtig CSD! Bloß ist dank Pandemie die Stammtisch-Infrastruktur zusammengebrochen, weshalb es schwieriger war, Menschen zu rekrutieren.

Juni 2021, CSD Karlsruhe, als das Wägelchen und ich noch trocken waren

Während die Seifenoper noch wächst, wird im Frühjahr bei Edition Roter Drache Lokis Fesseln erscheinen. Cover-Freude dann separat nach den Feiertagen. Ich hoffe, wie die eine oder anderen Blog- und Schreibkollegin, dass 2022 mal wieder Buchmesse Leipzig wird.

Den Rohentwurf für dieses Posting habe ich einen Tag vor Jul / Wintersonnenwende 2021 getippt. Heute ist Jul, und gleich beginnt die längste Nacht des Jahres. Grade bei so Mistwetter im Hirn ist das ein schönes Datum, und irgendwie auch ein bisschen konkretere Hoffnung als so ein Kind, das dich vor einer Hölle rettet, an die du vielleicht Schwierigkeiten zu glauben hast. In meiner Hölle sitzt Hel jedenfalls mit Baldr am Tisch in ihrer Halle und hebt gemütlich einen.

Kürzester Tag des Jahres 2021, Pforzheim, ziemlich genau 12 Uhr mittags.

Wie auch immer, egal, ob und wie und was ihr feiert, ich hoffe, ihr könnt die Feiertage genießen.

Pandemie-Erinnerungen

Oder: Kleine Zeitreise vor die Blogkarriere

Erinnert sich noch wer, dass 2009 schon mal Pandemie war? Schweinegrippe, neues H1N1.

chicago day1 - 07

2009 war keine Reisebeschränkung. Ich und andere Touris bei Regenwetter vor Chicagos Cloud Gate — ein Tor zu den Wolken, an dem Tag mehr als anderen.

Ende Juni 2009 war ich in Chicago. Und wen in Toledo, Ohio, besuchen. Weil der zweite Transformers-Film anlief, und wir zwei Irren beschlossen hatten, am ersten Wochenende gemeinsam ins Kino zu gehen.

Die Freundschaft mit kaydeeblu hat sich mittlerweile verlaufen.

Ich hatte wegen der besorgten Verwandtschaft Tamiflu mitgenommen und nicht gebraucht. Es war dann abgelaufen und entsorgt, bevor ich es anno 2015 gebraucht hätte. (Damals kam ich gar nicht auf die Idee, dass ich das ja nehmen könnte. Ob ich es mit dem Medikament vielleicht doch zur Messe geschafft hätte? Ohne die Bronchitis hinterher?)

Von der ganzen Eierei um die 2009er Grippe-Pandemie war nur in den Kommentaren der Leute hierzulande was zu spüren. Masken und so gab es weder hier wie dort.

Ich habe mich dann im Herbst 2009 mit Pandemrix impfen lassen. Der Arm tat kaum weh, dafür hatte ich etwa 24 Stunden lang etwas wie einen Schwips: leichter Kopf und beim Treppensteigen etwas Schwindel. Bloß ohne das nette Rauschgefühl vom Alkohol dazu.

Ich war trotzdem zehn Stunden damit arbeiten.

chicago day3 - 25

Und Chicago ohne Regenwetter. Downtown hat teilweise sehr hübsche Architektur zu bieten, wenn eins Wolkenkratzern nicht abgeneigt ist.

Ach so: Das hier ist keine Verteidigung oder Verurteilung von Maßnahmen. Dass die 2009er-Influenza recht milde verlaufen sollte, wusste ich bereits, als ich in den Flieger stieg. Menschen mit meinem Jahrgang, die ohne ersichtlichen Grund nach zwei Tagen mit 43°C nicht senkbarem Fieber verstarben, gab es da nicht, und H1N1 hat auch nicht einen der bekanntesten evangelischen Pfarrer meiner Stadt ins Grab gebracht.