Amt mit Unsinn von mir, aber ohne Gender Gap

Gelegentlich schreibe ich ja für’s Bundesamt für magische Wesen. Nachdem ich Mitte Juli ein Wochenende lang tanzend auf einem Mittelaltermarkt schwitzen musste, hatte ich Lust auf ein wenig Behördensprech statt Marksprech: Fragen und Antworten zum Thema „Magische Wesen auf Mittelaltermärkten.“ Inspiriert von, na, was wohl? Drachenblutseife.

Der Gender Gap wurde mir dann vom Amtsleiter wegen Suchmaschinenoptimierung gestrichen.

Meinung: Stattdessen sollte die Suchmaschine wissen, dass sie nach Drachen auch nach Drach*innen suchen kann.

Erster Arbeitsbericht des Bundesamtes für magische Wesen

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Öffnen sich an Halloween Tore zwischen den Welten? Wie erleben Drachen als wechselwarme Geschöpfe die Welt? Wen können wir alles nicht sehen?

Zehn MitarbeiterInnen des phantastischsten aller Bundesämter haben sich zusammengetan, um diese und weitere Fragen zu beantworten, und stellen ihre Fachgebiete in Form von Kurzgeschichten vor. Ob nachdenklich, romantisch, rätselhaft oder komisch: Hier finden Sie einen spannenden und unterhaltsamen Überblick über die Arbeit unserer Behörde.

Ich  darf vermelden, dass ich nicht nur als Autorin, sondern auch als Sachverständige für Paranormale Orthographie nicht ganz unwesentlich am Innenleben dieses elektronisch verfügbaren Bändchens beteiligt war.

Amtsnachrichten: Pegida

Am Sonntag sollte eine Pegida-Kundgebung in Stuttgart stattfinden. Schlussendlich waren es mehr als zehn Mal so viele Gegendemonstrant*innen aus allen Ecken der Gesellschaft:

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Das Bundesamt für magische Wesen war ebenfalls mit mir als Beauftragter vor Ort, denn wie alle wissen, kann Glaube Gespenster erzeugen. Im neudeutschen Wissenschaftsjargon heißen diese Gespenster allerdings häufig „Ansichten“ oder „Konstrukte“ …

Linkspämmchen

Einige Fundstücke der letzten Zeit:

Der Zaunfink ist jetzt neu im Reader. Aktuell ist eine Anleitung zur Diskriminierungsumkehr, denn die armen sexistischen Hetero-Cis-Menschen rechnen damit, wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt zu werden, sobald in Deutschland die Ehe für Homosexuelle geöffnet wird.

Es ist offensichtlich wichtiger, den Kindern das Schimpfwort „schwul“ zu lassen, als selbige Blagen darauf aufmerksam zu machen, dass sie mit mindestens dreiprozentiger Wahrscheinlichkeit zu einer sexuellen oder Gender-Minderheit gehören und es dann gar nicht mehr cool ist, deswegen beschimpft oder bedroht zu werden.

Einige Leutchen geben gern zu, dass sie homophob sind, alle anderen werden behaupten, sie hätten nichts gegen „diese Leute“, und überhaupt, heute ist doch alles gut, und ich weiß gar nicht, was du immer hast.

Dass sich eins unabhängig von der Orientierung auch an die eigene Nase fassen muss, wenn eins in Deutschland kartoffeligen Eigeborenenstatus hat, ist mal wieder hier bewiesen:

Und nein, damit meine ich nicht, dass weiße Menschen abgrundtief böse sind. Das bedeutet lediglich, dass priviligierte Personen einfach kein Interesse daran haben, Privilegien abzugeben. Sie erkennen sie ja nicht mal als solche an. Das macht Rassismus zu keinem individuellen, sondern strukturellen Problem.

Nota bene: Das Problem ist universell. Geschimpft wird, dass die Meinungsfreiehit beschnitten wird, dabei sieht es doch so aus, dass mittlerweile gelegentlich Personengruppen zu Wort kommen, die früher gar nix zu melden und sich gefälligst zu schämen hatten. Wenn jetzt geringfügig Platz für Meinungen gemacht wird, die nicht weiß, männlich oder heterosexuell sind, ist Drama wegen vorgeblicher Zensur.

Lichtblick: Mein Geek-Herz erfreut haben einige Überarbeitungen von Comic- und Game-Heldinnen. Weniger sinnfreie Bikinis und „stech das Messer hier rein“-Öffnungen, dafür mehr Charakterisierung. Auch bei Figuren, die ich gar nicht kannte, ist mir teilweise die Kinnlade runtergefallen, was alles ginge, und wie hübsch die auf einmal sind.

Und, um des lieben Blödsinns willen, noch ein wichtiger Hinweis für Wesen, die dauernd oder zeitweise in Flaschen leben.

Countdown zur LBM läuft und Trauer um gute alte Zeiten

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Nun sind es nur noch zehn Tage, bis ich zwecks Buchmesse und Tourist*innen-Dasein einen Zug nach Leipzig zu besteigen hoffe. (Sämtliche Heiligen und sonstige Wesenheiten, die für rollende Züge verantwortlich sind, hört mich an …)

In diesem Zusammenhange musste ich feststellen, dass mein neuester Terry Pratchett „Raising Steam“ es irgendwie nicht fertigbringt, mich an den sprichwörtlichen Eiern zu packen und zu zwingen, ihn jetzt! gleich! fertigzulesen, egal wie spät es schon ist. Nicht, dass der Text schlecht wäre, aber er ist nicht „Soul Music“, als ich fünfzehn war. Mag auch daran liegen, dass Frauen nicht so richtig im Text vorkommen, und ich Moist von Lipwig nicht so gern mag wie DEATH, Susan, Commander Vimes oder Angua von Uberwald.

Aber ich schweife ab …

Am Samstag, den 14. hat Dead Soft ein mittags Meet&Greet, ansonsten werde ich da den Stand gelegentlich mit bemenschen und befürchte vage Inkompetenz, wohingegen ich beim Bundesamt für magische Wesen wahrscheinlich mehr zu erzählen habe.

Ansonsten habe ich rausgefunden, dass verwirrte Katzen nicht nur gegen Feminismus sein können, sondern auch gegen Glatzen. Passend zu meiner Grummelei letzte Woche.

Und die Anthologie wartet noch immer auf ihr Titelbild …

Montäglicher Gewissensbiss und Neuigkeiten

„We belong Death“ oder: Soll eins einen wildfremden Menschen, dessen englischsprachigem Tattoo mittendrin ein Wort fehlt, darauf aufmerksam machen?

Ansonsten hat die Überraschung aus dem Bundesamt nunmehr einen Klappentext:

Öffnen sich an Halloween Tore zwischen den Welten? Wie erleben Drachen als wechselwarme Geschöpfe die Welt? Wen können wir alles nicht sehen?

Elf MitarbeiterInnen des phantastischsten aller Bundesämter haben sich zusammengetan, um diese und weitere Fragen zu beantworten, und stellen ihre Fachgebiete in Form von Kurzgeschichten vor.

Ob nachdenklich, romantisch, rätselhaft oder komisch: Hier finden Sie einen spannenden und unterhaltsamen Überblick über die Arbeit unserer Behörde.

Was soll ich sagen: Lektorieren macht mir einen Riesenhaufen Spaß, ist aber zeitaufwendig. (Außerdem stehe ich mit der neuen deutschen Rechtschreibung in manchen Punkten auf Kriegsfuß.)

Die Inkonsistenz von Erinnerung

Gegenwärtig feile ich unter anderem an einer Fanfiction im Captain-America-Fandom, die gepostet sein will, bevor mir „Age of Ultron“ einen Strich durch die Gedanken macht.

Die andere Feilerei findet für’s Bundesamt für magische Wesen statt.

Jedenfalls erweitert Fanfic manchmal den Horizont: Ich höre mich gerade durch eine Liste von „awesome russian metal“, der (ohne Betrachtung der Texte) wirklich Spaß macht. Grund ist meine Hauptfigur des „Winter Soldier“, der im zweiten Captain America-Film unter von Elektroschocks verursachter Amnesie leidet.

Mehr erzähl ich jetzt nicht, falls irgendwer keine Ahnung vom Marvel Filmuniversum hat, das aber irgendwann ändern möchte. Ich mag die Captain America-Filme, weil Steve Rogers teilweise eine Punk-Attitüde an den Tag legt, die eins dem Genre allgemein und der Figur im Besonderen nicht zutraut. Und das Fandom hat was, sogar Analysen, warum Steve Rogers kein Übermensch im Nietzschen Sinne ist.

Aber zurück zum Winter Soldier. Die Fanfic-Schreiberei hatte außerdem ein bisschen Nabelbeguckung zur Folge, denn: Wer unfreiwillig den größten Teil des eigenen Lebens vergessen hat, sich nun aber in Fetzen erinnert, hat kein Narrativ, um alles zu einer Lebensgeschichte zusammenzuknüpfen. Eins schaut zurück und erkennt die Person nicht wieder, die eins damals war.

Wobei, wenn ich so zurückschaue, frage ich mich manchmal, wie viele meiner Erinnerungen modifiziert sind, um ins Narrativ zu passen. Manchmal verstehe ich mein 16 Jahre altes Ich nicht, und mein 33 Jahre altes Ich befindet sich so weit außerhalb der Komfortzone meines 18 Jahre alten Ichs, dass dieses sich bei einer exakten Zukunftsvorhersage wohl an den Kopf getippt hätte, obwohl die Basis-Charaktereigenschaften dieselben sind.

So viel also zu zuverlässigen Erzähler*innen …

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust …

Oder: Bin ich Charlie?

Irgendwie konnte ich mit diesem Satz nichts etwas anfangen, obwohl meine Gefühle bei Unglauben anfingen, und über Bestürzung bei Wut und Trauer endeten, mit einer Dosis Trotz. (So als Teil einer fiktiven Behörde, die regelmäßig Tiefschläge verteilt.) Ähnlich geht’s mir auch mit den Geiselnahmen dieser Tage.

Andere waren bezüglich des Attentats schneller, und daher werde ich zwei Links posten in der Reihenfolge, die meine Gedanken ebenfalls genommen haben:

Zuerst hier die Trippmadam, welche sich Gedanken über die PEGIDA’sche Phrasendrescherei im Angesicht des Anschlags macht.

Noch gibt es kein Lager, in dem ich sagen kann, ich finde Extremismus jeder Art schlecht, aber ich weigere mich, gleichzeitig vor den Menschen Angst zu haben, die in der Hoffnung auf ein sichereres/besseres Leben nach Deutschland kommen, auf welchem Wege auch immer. (Abgesehen davon ist die EU beispielsweise an miesen wirtschaftlichen Zuständen in vielen afrikanischen Ländern nicht ganz unschuldig. Stichwort Altkleider oder Hähnchenreste. No more Hendl, baby.)

Und dann ist da die Anarchistelfliege, die Charlie Hebdos Karikaturen *istisch findet, aber trotzdem mitfühlt.

Es waren auch die *ismen, die vor einem guten Jahrzehnt dafür sorgten, dass ich mein Titanic-Abo nicht verlängerte, auch wenn ich damals noch keine Worte dafür hatte. Zu viel Witze über … und zu wenige über die Denke, die dahintersteckt.

Jedenfalls bin ich der Meinung, dass Satire grundsätzlich alles darf, und jede*n aufs Korn nehmen darf. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass sie ihre Schläge aber grundsätzlich in alle Richtungen gleichmäßig austeilen sollte. Dumpfbacken, die nur einfache Erklärungen wollen und trotz aller offensichtlichen Widersprüche daran festhalten, gibt’s in jeder Religion, mit jedem Schulabschluss, am rechten wie am linken Rand, und überall dazwischen auch.

Jahresend-Bandwagon

Fast alle Leutchen in meinem Reader schreiben irgendwelche Jahresfazits, dann schließe ich mich mal an. „Jump the bandwagon“, wie es auf Englisch so schön heißt.

Ich werde nicht behaupten, dass 2014 nicht aufregend war – Albenbrut veröffentlicht, beim Bundesamt für magische Wesen angefangen, neuen Blog aufgebaut, diverse CSDs unsicher gemacht – ich bin sowohl online wie IRL gut rumgekommen, und habe einige nette Leute kennengelernt. *Hi!*

Pläne: Eventuell einen „Albenzauber“ selfpublishen, damit Heilika endlich zu ihrem Recht kommt, die „Jinntöchter“ hoffentlich an einen Verlag verkaufen, und das Bundesamt hat seinen ersten Arbeitsbericht ausstehen. Unter anderem. *Reibt sich die Hände und kichert leicht derangiert*

Ich hoffe, dass die werten Leser*innen ähnlich zuversichtlich nach vorne schauen können, und wünsche euch allen einen guten Rutsch nach 2015.

Nachdenklich machende öffentliche Auftritte

https://i0.wp.com/upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/11/Glass-of-water.jpg/328px-Glass-of-water.jpg - Halb voll oder halb leer?

 

Diverse Neuigkeiten:

Am Montag werde ich mit der Lokalzeitung sprechen. Wir werden sehen, was dabei rauskommt.

Am Freitag, den 21. November bin ich mit meinem Amtsleiter und Jennifer J. Grimm beim Ghibli-Festival-Abschluss im Cineplex Mannheim.

Am Freitag, den 05. Dezember ist eine Gruppenlesung der Goldstadt-Autoren in Pforzheim.

Da stellte sich dann die Frage: Was lese ich vor? Albenbrut, logisch. Erste Szene, und dann was? *Blätter.* Tankreds erster Auftritt. Aber die Leiche, die ist schon ein bisschen detailliert, so für ein All-Age-Publikum im Advent. *Blätter.* Kann ich dem hypothetischen Publikum zwei sich umarmende Jungs mit ein bisschen homoerotischer Spannung zumuten?

Äh. Halt. Halt! Wieso muss ich mich so was überhaupt fragen?

Aber, Jungs, Mädels und Sonstige: In dieser Welt leben wir nun mal.